Lockerungen für Pflegeheime bei Impfschutz sofort umsetzen!
BAYERN. Seit mehr als einem Jahr leiden Pflegeheimbewohner unter Isolierung und mangelnden Sozialkontakten. War diese Schutzmaßahme bislang dringend erforderlich, so stellt sich bei zunehmendem Impfschutz die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der einschränkenden Regelungen.
In den bayerischen Pflegeheimen sind –abgesehen von wenigen, die die Impfung verweigert haben -mittlerweile nahezu alle Bewohner geimpft. Dadurch können schwere, zum Tod führende Krankheitsverläufe weitgehend ausgeschlossen werden. Auch die Pflegekräfte haben das Impfangebot mittlerweile gut angenommen. „Wir werben verstärkt bei unseren Beschäftigten für die Impfung, in einigen Pflegeheimen sind bereits 99 % geimpft“, so Prof. Dr. Alexander Schraml, Vorstandssprecher der KABayern und Geschäftsführer der Senioreneinrichtungen des Landkreises Würzburg.
Es ist daher dringend erforderlich die Kontaktbeschränkungen für Pflegeheime auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Und die seit Mittwoch geltende Regelung, dass Personen mit vollständigem Impfschutz negativ getesteten Personen gleichgestellt werden, muss uneingeschränkt auch in Pflegeheimen gelten. So müssen Besucher von der Testpflicht befreit sein, wenn sie vollständigen Impfschutz haben. Geimpfte Bewohner dürfen auch nicht mehr unter Quarantäne gestellt werden, wenn sie Kontaktperson sind. Und schließlich muss angeordnet werden, dass Besuchsbeschränkungen nur noch bei einer besonderen Gefährdungslage zulässig sind.
„Wir müssen mit der nötigen Sicherheit zurück zur Normalität, wenn wir Pflegebedürftige in Heime nicht weiterhin sozial ausgrenzen und psychisch belasten wollen“, fordert KABayern-Vorstand Ulrich Gräf von der AllgäuPflege. Bei vollständigem Impfschutz darf es nur noch im absolutem Ausnahmefall Restriktionen geben. Die Einschränkungen, die in der gesamten Bevölkerung gelten, müssen hingegen auch in den Pflegeheimen gelten. „Mit der Maske und dem Abstandsgebot werden wir noch eine Zeit lang leben müssen“, so Gräf weiter.
Die Wiederherstellung von Normalität ist für Pflegeheime eine große Herausforderung. Michael Pflügner, Direktor des Nürnbergstifts und ebenfalls KABayern-Vorstand hat zusammen mit der Universität Nürnberg-Erlangen hierzu ein Konzept entwickelt, dass auch anderen Pflegeheimen zur Verfügung gestellt wird.